Hochwassergefahr oder mehr Sicherheit?

Presseschau: ein Beitrag im Darmstädter Echo

15.07.2025 von

Bäche wie der Seeheimer Elsbach fließen im Gemeindegebiet – anders als etwa in Bickenbach – überwiegend in Rohren. Wo sie offen fließen, verschwinden sie irgendwann wieder in einem Rohr. Und die Eingänge sind meist vergittert. Das soll verhindern, dass etwa Kinder spielend hineinkriechen und sich damit in Gefahr begeben. Doch im Falle eines Starkregens kann es zum starken Ansteigen der Wasserstände der Bäche kommen, Äste, Stämme, Gestrüpp können sich dann vor den Zugängen sammeln und diese verstopfen. Die Folgen können verheerend sein.

Ein noch stärkerer Anstieg des Bachpegels, Überschwemmungen dort, wo sie erheblichen Schaden anrichten können: in Kellern und Erdgeschossen naher Häuser etwa.

Mit dem Thema „Hochwasserschutz“ beschäftigt sich derzeit die Lokale-Agenda-21-Gruppe (LA21). Und auf deren Bedenken reagierte der Gemeindevorstand. „Es sei eine Güterabwägung erfolgt“, sagte ein Vertreter des Verwaltungsgremiums den LA21-Leuten. Immerhin könnten die Gitter bei Bedarf hochgeklappt werden. Ob das dann bei einem mitunter sehr schnell anschwellenden Wasserstand der Bäche – zumal nachts – zuverlässig erfolgen könne, daran tauchten Zweifel in der LA21-Gruppe auf. Zu einer Auflösung des Interessenkonflikts zwischen der Sicherheit für spielende Kinder und dem Schutz der Bürger vor Hochwasser kam es nicht.

Doch es gibt eine Lösung. Das Echo fragte einen Experten für Wasserbau der Technischen Universität Darmstadt (TUD). Boris Lehmann ist Ingenieur und Hochschullehrer im TUD-Fachbereich „Bau- und Um‐ weltingenieurwissenschaften“ und arbeitet dort im Fachgebiet „Wasserbau und Hydraulik“. Er rät zur Verwendung von Vergitterungen mit schräg stehen‐ den Gitterstäben gegenüber den senkrecht stehen‐ den Gittern. Diese seien geeignet, Treibgut aufzufangen und dadurch den Abfluss des Gewässers schnell zu vermindern bis ganz zu verstopfen. Die schräg gestellten Gitterstäbe sollten so ausgeformt sein, dass sie im oberen Teil ein Plateau bilden. Der schräg stehende Teil sorge dafür, dass das Treibgut durch den Wasserdruck nach oben zum Auffangbe‐ reich gedrückt wird. Fachlich ausgedrückt: Es schert nach oben – dort wo das Auffangplateau ist – ab. Folge: Der eigentliche Zufluss in das zu schützende Rohr bleibt durch die dort schräg gestellten Gitterstäbe frei – das Wasser kann weiterhin hin‐ durchfließen. Und Äste und sonstiges Treibgut wer‐ den nach oben gedrückt und verstopfen dort den Zulauf nicht.

Am Seeheimer Grundweg – zu dem parallel der Elsbach teilweise verrohrt verläuft – und auch am Waldweiher sind solche das Treibgut abscherenden Gitter bereits verbaut. An Rohrausgängen sind sie nach Angaben Lehmanns nicht nötig.

Wegklappen im Bedarfsfall klappt oft nicht

Es bleibt die zusätzliche Vorkehrung, die der Gemeindevorstand als mögliche Problemminderung anführt: Das Wegklappen der Gitter an den Rohrein‐ flüssen im Bedarfsfall – bei Hochwasser also. Recherchen des Echos ergaben indes: In Gebieten, in denen solche klappbaren Vorrichtungen verbaut sind, klappte es bei Hochwasser häufig nicht, die Vergitterungen rechtzeitig wegzuklappen. Meist wegen Personalmangel und Koordinationsproblemen während der Einsatzlagen, die sich zudem oftmals als hektisch erweisen und eine hohe Flexibilität nötig machen.

Gesetzliche Vorgaben zur Umrüstung auf eine Vergitterung mit schräg gestellten Elementen gibt es nicht. Zumindest am Rohreingang des Elsbachs am Seeheimer Grundweg ist dennoch bereits eine solche verbaut.

Das ist ein Auszug aus dem Beitrag, der im Darmstädter Echo erschienen ist.