Presseschau: Erfolgreiche Trennung: Recycling von Verbundsicherheitsglas
Ein Bericht auf www.handwerkundbau.at
23.09.2025 von Marc Everling
Das Thema Sicherheitsglas erscheint relevant: Viele Glashersteller stärken ihre VSG-Produktion, entwickeln dünnere Verbunde für die Einsparung von Rohstoffen, Energie und Gewicht oder stoßen in höchste Sicherheitsklassen vor. Nachhaltigkeit ist dabei inzwischen auch wirtschaftlich ein Wettbewerbsvorteil. Woran die Forschung im Bereich Sicherheitsglas und dessen Recycling arbeitet, hat Marc Everling recherchiert.

Für den deutschen Bundesverband Flachglas e.V. (BF) untersucht die B+L Marktdaten GmbH schon seit 20 Jahren regelmäßig die Märkte für Fenster und Fassaden in allen für deutsche Unternehmen relevanten Weltmärkten. Dazu gehört auch die Beobachtung der Produktionsmengen und Absätze der unterschiedlichen “Sorten”: Floatglas, beschichtetes Glas, Einscheibensicherheitsglas, Verbundsicherheitsglas und Isolierglas. Nicht überraschend ist, dass sich die anhaltend geringe Bauaktivität auch negativ auf den Absatz der Glasbranche auswirkt.
Die schwächelnde Baukonjunktur erscheint dabei nicht als singuläres Problem, sondern als Ergebnis einer wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Krise: Zinssteigerungen und erhöhte Kreditkosten, hohe Baukosten durch steigende Preise für Energie, Baumaterialien, Transport und Handwerkerleistungen – erst durch Pandemie-bedingte Lieferengpässe, dann durch die Inflation. Gleichzeitig mangelt es an Fachkräften, sodass sich Bauzeiten verlängern, die Kosten steigen und die Planbarkeit leidet.
Hinzu kommen eine erhöhte Unsicherheit durch schwer einschätzbare politische und geopolitische Entwicklungen, die zu geringe staatliche Förderung und das vielbeschriebene Grundproblem strenger Bauvorschriften und entsprechend langer Genehmigungsprozesse. Und schlussendlich ist da der demografische und gesellschaftliche Wandel, mit rückläufiger Bautätigkeit in schrumpfenden Regionen und steigenden Anforderungen in wachsenden Ballungsräumen.
Verbundsicherheitsglas auf hohem Niveau
Der deutsche Bundesverband Flachglas gibt Einblick in die aktuellen Zahlen der B+L zu den Marktdaten für Fenster und Fassaden: “Während alle Glassorten seit 2022 von Absatzrückgängen betroffen sind, stagniert die Sorte Verbundsicherheitsglas auf relativ hohem Niveau, für 2025 wird sogar ein leichtes Absatzplus zum Vorjahr prognostiziert. Dieses resultiert unter anderem aus einem steigenden Interesse an Sicherheitsglasanwendungen und der sehr aktiven Arbeit an der DIN 18008 in den letzten Jahren. Erfreulicherweise werden am Markt VSG-Produkte bevorzugt angefragt, insbesondere im Vergleich zu Basisgläsern”, erläutert Steffen Schäfer, Technischer Leiter beim BF.
Zu den großen Herausforderungen der Flachglasindustrie – aber gleichzeitig zu ihren Chancen – zählt er auch beim Sicherheitsglas die steigenden Anforderungen für mehr Wirtschaftlichkeit und an die Nachhaltigkeit: “Hier bewegt sich in der Glasbranche schon einiges – die Hersteller nutzen verstärkt erneuerbare Energie, sparen Ressourcen, entwickeln Produkte mit geringerem CO2-Footprint und effektive Wege, um ihre Kreisläufe zu schließen. Sie wissen, wenn sie hier investieren, schaffen sie sich für die Zukunft eine gute Wettbewerbsposition im globalen Wettbewerb.”
In Arbeit: Verbundsicherheitsglas recyceln
Nachhaltigkeit ist inzwischen auch wirtschaftlich ein Wettbewerbsvorteil – hier jedoch hat Verbundsicherheitsglas bislang eine schwierige Position, denn es kann aufgrund der Folienverbindung schwer recycelt werden. Hier sind Lösungen in Sichtweite, wie Miriam Schuster, Leiterin der Forschungsgruppe Glas und Polymere am Institut für Statik und Konstruktion der Technischen Universität Darmstadt (D) berichtet: “Wir erforschen neue Wege zur sortenreinen Trennung und Wiederverwertung von Verbundsicherheitsgläsern, denn diese sind heute ein integraler Bestandteil moderner Architektur, im Innenraum und der Fassade. Während das Glas theoretisch vollständig recycelbar ist und PVB als thermoplastisches Material grundsätzlich auch wiederverwertet werden kann, sieht die Realität ernüchternd aus: Der Großteil alter VSG-Elemente wird zerkleinert und die Glasscherben in andere Industrien überführt, zum Beispiel zur Produktion von Glaswolle oder Hohlglas. Der Großteil der PVB-Reste wird deponiert oder verbrannt. Die Trennung von Glas und Zwischenschicht stellt bislang das größte Hindernis für einen echten Recycling- oder Re-Use-Kreislauf dar.”
Ihr Trennverfahren basiert auf einem vierstufigen Prozess:
Erwärmen: Die Glasproben werden auf ca. 170–220 °C erhitzt, bis sich der sogenannte “Daisy-Effekt” (Bläschenbildung in der Folie) vollständig ausgebildet hat.
Mechanisches Trennen: Die Verbunde werden in einer händisch geführten Vorrichtung scherbelastet und auseinandergezogen. Entscheidend: Es kommt zu einer kohäsiven Trennung der Zwischenschicht, ohne das Glas zu beschädigen.
Wasserbehandlung: Eine Wärmebehandlung in Wasser führt zu einer verbesserten Abtrennung.
Peeling: Abschließend wird die verbleibende Zwischenschicht mechanisch abgezogen.
Lesen Sie den vollständigen Artikel, der auf http://handwerkundbau.at erschienen ist, hier.