Projektinhalt
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Die Energiewende erfordert einen radikalen Umbau des sozio-technischen Energiesystems in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Die Dekarbonisierung des Verkehrssektors stellt dabei nicht nur eine technische, sondern vor allem eine gesellschaftliche Herausforderung dar. Neben technischen und infrastrukturellen Innovationen sind sowohl die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung als auch die Formulierung von Anforderungen an die zukünftigen Verkehrsmittel durch die Bürger*innen zentral. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Verbundprojekt PAEGIE untersucht, wie eine größere Akzeptanz und eine fundamentale Verhaltensänderung der Bürger*innen durch neue Partizipationsformen in der Energietransformation erreicht werden können. PAEGIE ist ein inter- und transdisziplinäres Verbundprojekt bestehend aus Projektpartner*innen der TU Darmstadt, Prof. Dr. Michèle Knodt (Projektleitung, Institut für Politikwissenschaft, FB 2) und Prof. Dr.-Ing. Hans Joachim Linke (Institut für Geodäsie, FB 13), dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, Dr. Eva Klein, und dem ab 2021 assoziierten Partner smarticipate, geleitet von Dr. Joachim Rix. Die verkehrspolitischen Grundlagen für eine nachhaltige innerstädtische Mobilitätsplanung sowie Anforderungen einer Partizipation in der Energietransformation erfordern politikwissenschaftliche Expertise, die vom Arbeitsbereich „Vergleichende Analyse politischer Systeme und Integrationsforschung“ (Institut für Politikwissenschaft) bereitgestellt wird. Die planerischen Grundlagen sowie Methoden der räumlichen Analyse von Verkehrsströmen wie Space Syntax benötigen Kompetenzen im Bereich Landmanagement, Raum- und Infrastrukturplanung, die das Fachgebiet Landmanagement (Institut für Geodäsie) einbringt. Die Konzeption und Umsetzung der Visualisierungs- und Planungsanwendung erfordern Expertise aus dem Bereich (Geo-)Informatik, die durch das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD beigesteuert wird. Die smarticipate GmbH verstärkt den Verbund ab 2021 als Innovationstreiber. In dieser Rolle wird smarticipate während der Projektlaufzeit die in PAEGIE entwickelte prototypische Umsetzung einer visuellen Beteiligungsunterstützung im Bereich von Mobilitätskonzepten und Mobilitätsverhalten hinsichtlich ihrer Verwertbarkeit evaluieren und in das eigene Businesskonzept aufnehmen. Das Ziel von PAEGIE ist es, zu untersuchen, wie eine größere Akzeptanz und eine fundamentale Verhaltensänderung der Bürger*innen durch neue Partizipationsformen in der Energietransformation erreicht werden können. Es wird ein gemeinsamer interaktiver Planungsprozess erarbeitet, um die Akzeptanz energiepolitischer Lösungen in den Sektoren Verkehr/Mobilität und damit verbunden Strom/Gebäude zu erhöhen und eine nachhaltige Verhaltensänderung zu erreichen. Im Mittelpunkt stehen die Konzipierung und Umsetzung von Bottom-Up-Beteiligungsprozessen mit innovativen Instrumenten zur visuellen Simulation von verkehrs- und mobilitätspolitischen planerischen Sachverhalten. Dabei kommt der Erzeugung von Verantwortlichkeiten bei den handelnden Akteuren eine entscheidende Bedeutung zu. Die digitalen, interaktiven Bottom-Up-Beteiligungsprozesse werden in drei ausgewählten Quartieren der Stadt Darmstadt entwickelt und erprobt, in der Heimstättensiedlung, der Moller-Stadt, und der Lincolnsiedlung. Durch die unterschiedlichen Quartiere mit spezifischen Eigenschaften und verschiedenen Ausgangssituationen besteht eine heterogene Mobilitätsnachfrage in diesen drei von PAEGIE untersuchten, städtischen Räumen. Um die Entwicklungsphase der geplanten Visualisierungen auf eine solide empirische Basis zu stellen, werden im Vorfeld die Erwartungen und Präferenzen der Bürger*innen an eine durch Visualisierung unterstützte Partizipation durch eine Online-Befragung einer repräsentativen Stichprobe von Bürger*innen der ausgewählten Quartiere ermittelt. Darauf aufbauend wird die Umsetzung des Beteiligungsprozesses unter Verwendung visuell wirkender Instrumente gestaltet. Es wird eine 3D-Anwendung für eine partizipative Planung von Mobilitätskonzepten und der Analyse eines individuellen Mobilitätsverhaltens entwickelt (Prototyp in Einsatzumgebung) und ein Multitouch-Tisch genutzt, der in Bürgerworkshops und einem abschließenden „Citizen Decision Theater“ eingesetzt werden soll. Damit wird die Idee eines deliberativen Dialogs verfolgt, der die Diskussion von Stakeholdern (hier der Bürger*innen) durch problembezogene Szenarien und computergestützter Visualisierung sowie dem dahinter stehenden Expertenwissen unterstützt, sodass Bürgerinnen und Bürger informierte gute Entscheidungen über die von ihnen gewünschte mobile Zukunft ihrer Stadt treffen können.
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